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„Was geht ab? Lebenswelten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen“

In 2014 unterstütze das BKE eine Forschungsstudie zum Thema „Wie präsent ist das Thema Elternschaft in der Sucht-Selbsthilfe?“. Begleitet wurde diese Studie durch den Gesamtverband für Suchthilfe (GVS) und die Evangelische Hochschule in Nürnberg. Ein Ergebnis war, dass einige Themen in den Selbsthilfegruppen nur am Rande behandelt werden.

Dazu gehört auch das Zusammenleben von Eltern und Kindern in einer von Sucht betroffenen Familie. Für lange Zeit richten die Eltern ihren Blick auf das Suchtmittel oder das süchtige Verhalten. Sie erleben nach der Überwindung ihrer Sucht eine große Unsicherheit in Bezug auf die „Normalität“ von kindlichen und jugendlichen Verhaltensweisen. Und auch Kinder aus Familien mit einem Suchthintergrund fragen sich häufig: „Was ist eigentlich normal? Ist es normal, was in der eigenen Familie als Normalität gelebt wird? Könnte das Suchtproblem von Vater oder Mutter etwas damit zu tun haben, dass man einfach oft den „Code“ nicht kennt, mit dem dieses Leben sich erschließt?“1 Die emotionale Verbindung zwischen den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist häufig unterbrochen.

Diesem Problem widmet sich seit Anfang des Jahres 2015 der JULITI-Fachbereich. Mit dem Projekt „Was geht ab? Lebenswelten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen“ will JULITI für eine Verbesserung der Eltern-Kind-Beziehung in Familien mit einem Suchthintergrund sorgen. Das Projekt startete 2015 als ein auf fünf Jahre angelegtes Projekt. In diesen fünf Jahren wird die Auseinandersetzung mit den Themen Grenzen, Entwicklung, Stress, Sprache und Medien im Mittelpunkt stehen.

In 2015 wurde das Thema digitale Lebenswelten intensiv von der Zielgruppe bearbeitet. Dazu wurden verschiedene Methoden angewendet, Die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen wurden von Experten unterstützt. Gefördert wurden die Aktivitäten durch die DAK-Gesundheit.

Die Ziele des Projekts in der Zusammenfassung:

  • Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung
  • Differenziertes Verständnis zu den Lebenswelten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
  • Auseinandersetzung mit den digitalen Lebenswelten
  • Relativierung von Ängsten und Widerständen
  • Respektvolles und wertschätzendes Miteinander
  • Aufbau von Schutzfaktoren zur Vermeidung von süchtigen Verhaltensweisen
  • Verbesserung der psychischen und physischen Gesundheit

Kompetent werden

Wie wurde nun das Projekt umgesetzt? Zunächst ging es erst einmal darum, Fach- und Erfahrungswissen zu bekommen. Dazu fand ein erstes Projektteamtreffen des Fachbereichs JULITI vom 06.-08.03.2015 in Springe/NI statt. Gemeinsam mit einer Referentin der Seilschaft (Gesellschaft für Abenteuer- und Erfahrungspädagogik) aus Arnsberg entwickelten die Teammitglieder ein absolut neues Konzept. Im Rahmen des als Trainingscamp durchgeführten Jugend- und Familienseminars (JuFam) wurde dieses erstmalig umgesetzt.

Als weitere fachliche Grundlage diente die DIVSI U25-Studie des SINUS-Instituts Heidelberg2 aus dem Jahr 2014. Diese untersuchte Nutzungsformen digitaler Lebenswelten und auch Denk- und Handlungslogiken. Sie lieferte fundierte Ergebnisse zum lebensweltlichen Hintergrund.

Hier einige belegte Fakten:

  • 98 Prozent der 14- bis 24-Jährigen nutzen das Internet. In der Gesamtbevölkerung finden sich zum Vergleich 19 Prozent Offliner.
  • Es wird kaum noch zwischen On- und Offline-Zeiten getrennt. Das Smartphone ist der Begleiter für alle Lebenslagen. Damit oder auch zusätzlich mit dem Tablet ist man ständig verfügbar, kann permanent auf diverse Nutzungs-/Kommunikationsmöglichkeiten zugreifen. Ein Leben „ohne“ ist für die meisten nicht mehr vorstellbar.
  • Internet-Nutzung wird mit zunehmendem Alter zum integralen Bestandteil des Alltags. Für Kinder heißt das vor allem Spielen. Der Fokus verschiebt sich allmählich hin zur Dauerkommunikation über Online-Communitys und Messaging-Dienste. Für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist die Kommunikation mit Freunden die wichtigste Facette der Internet-Nutzung geworden.
  • Online zu sein bedeutet nicht für jeden das Gleiche. Die Studie hat sieben verschiedene Internet-Milieus identifiziert. Sie unterscheiden sich entlang ihrer jeweiligen Lebenswelten, ihrer Zugangsweisen zum Netz und ihrer Einstellungen zu Vertrauen und Sicherheit im Internet.
  • Bildungsunterschiede sind auch mit Blick auf die Mediennutzung ein wichtiger Aspekt sozialer Ungleichheit. Die Art und Weise, wie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Medien nutzen, unterscheidet sich deutlich entlang ihres formalen Bildungsniveaus. In Zeiten, in denen digitale Teilhabe auch gesellschaftliche und soziale Teilhabe bedeutet, kann dies umso fataler sein.
  • Die Bedeutung von Facebook-Freunden wird offensichtlich meist falsch dargestellt. Laut unserer Studie unterscheiden die Befragten sehr deutlich zwischen Online-Freunden, persönlichen Bekannten und echten engen Freunden.

Darüber hinaus trafen sich die JULITIs mehrmals in regionalen Fachgruppen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Sie arbeiteten mit Mitgliedern aus den Fachbereichen Angehörige und Öffentlichkeitsarbeit zusammen. Auch Jugendliche und junge Erwachsene der Itzehoer/SH Jugendgruppe wurden zum gegenseitigen Lernen und gemeinsamen Entwickeln einbezogen. Die unterschiedlichen Projektbausteine wurden hier geplant. Die Schwerpunkte bildeten die

  • Inhalte und Methoden des Trainingscamps
  • redaktionelle Entwicklung der Webseite
  • Berichterstattung in den Selbsthilfegruppen und auf der Kommunikationsplattform
  • Auswertung und Dokumentation der Teilaufgaben der regionalen Teams

Im Rahmen des BKE-Bundeskongresses „Vielfalt LEBEN“ vom 06.-07.06.2015 in Backnang/BW stellten die JULITIs ihre Arbeit und das Projekt vor. Die Kongressteilnehmenden sprachen sich dafür aus, dass zukünftig die speziellen Bedürfnisse angehöriger Kinder mehr in den Blick genommen werden. Langfristig soll der Verband mehr Hilfsangebote für diese Zielgruppe anbieten.

Beim zweiten Projektteamtreffen vom 13.-15.11.2015 in Magdeburg/ST wurden die Erkenntnisse und Erfahrungen zusammengeführt. Die ersten Ideen für diese Webseite entstanden.

1) NACOA Deutschland - Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V.

2) DIVSI U25-Studie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der digitalen Welt,
Eine Grundlagenstudie des SINUS-Instituts Heidelberg im Auftrag
des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI), Hamburg, Februar 2014

3) Quelle: Matthias Kammer, Direktor DIVSI: DIVSI U25-Studie Kinder,
Jugendliche und junge Erwachsene in der digitalen Welt, Hamburg 2014

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